Route 2 – Künstler im Cottage Viertel

Diese Route ist das Richtige für Sie, wenn Sie sich für die Villen berühmter Künstler interessieren, aber nicht genug Zeit haben, um die große Route 1 zu gehen. Ein weiteres Highlight neben den Künstlervillen ist die Villa der Industriellenfamilie Gutmann.

Dauer: ca. 55 Minuten
Start: Autobushaltestelle Türkenschanzpark
Karte: https://goo.gl/maps/BkmKxfWa6xT2
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ruckbares PDF: Route 2

Gehen Sie die Hasenauerstraße bergauf Richtung Josef Kainz Park und dann links in die Türkenschanzstraße bis zur Sternwartestraße. Die Route beginnt bei der Hausnummer 64-68.

Sternwartestraße 62-64 – Villa von Ferdinand Schmutzer

Ferdinand Schmutzer (1870 bis 1928) ließ diese heute unter Denkmalschutz stehende Villa 1909/1910 vom Architekten Robert Örley errichten.
Schmutzer stammte aus einer traditionsreichen Wiener Künstlerfamilie. Sein Urgroßvater Jacob Matthias Schmutzer gründete beispielsweise die „k.k. Kupferstecher-Academie“ in Wien, die später mit der „k.k. Akademie der vereinigten bildenden Künste“ zusammengelegt wurde. Genau wie sein Großvater und Vater beschäftigte sich Ferdinand Schmutzer zunächst mit Bildhauerei, studierte danach aber an der Akademie Malerei. Bei einem Studienaufenthalt in den Niederlanden weckten die Werke von Rembrandt van Rijn sein Interesse an der Radierung. Schmutzer war äußerst erfolgreich als Porträtist der Wiener Gesellschaft: Unter anderem standen ihm prominente Zeitgenossen wie Sigmund Freud, Albert Einstein, sein Nachbar Arthur Schnitzler, Kaiser Franz Josef, die Wiener Philharmoniker oder Karl Lueger Modell.

Sternwartestraße 71 – Villa von Arthur Schnitzler

Der Arzt und Dichter Arthur Schnitzler (1862 bis 1931) erwarb das von Architekt Hermann Müller entworfene Haus 1910 und bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahr 1931. Zuvor war das Haus im Besitz des Schauspielerehepaars Hedwig Bleibtreu und Prof. Alexander Roempler gewesen. In der Villa wurde häufig Hausmusik gespielt und ebenfalls im Cottage ansässige Künstler, wie der Porträtist Ferdinand Schmutzer, Felix Salten oder der Erzähler Richard Beer-Hofmann verkehrten dort regelmäßig.
Nach Schnitzlers Tod 1931 blieb der größte Teil seines Nachlasses in seinem Wiener Haus und war dort für wissenschaftliche Zwecke zugänglich. Kurz vor dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 wurde das Material außer Landes gebracht. Es wird seither in der Universitätsbibliothek Cambridge verwahrt.
Der Enkel von Arthur Schnitzler, Univ.-Prof. Michael Schnitzler, wohnt heute schräg gegenüber in der Villa Sternwartestraße 58.

Gustav-Tschermak-Gasse 5-7 – Villa von Peter Alexander

In der so genannten „Alexander-Villa“ residiert seit 1981 die indonesische Botschaft, zuvor hatte sie Peter Alexander (1926 bis 2011) mit seiner Familie bewohnt. 1964 wurde die Villa nach Plänen des Architekten Ludwig Richter aufgestockt und mit einem Portalvorbau versehen.
Der österreichische Sänger, Schauspieler, Entertainer und Showmaster Peter Alexander (eigentlich Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer) wurde am 30. Juni 1926 in Wien geboren. Nach dem Willen seiner Eltern sollte er Medizin studieren, gab dies aber bald auf und absolvierte schließlich das Reinhardt-Seminar mit Auszeichnung. Er wirkte in zahlreichen Filmen mit, veröffentlichte insgesamt über 156 Singles sowie über 120 Original-Langspielplatten und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Nachdem seine Frau verstorben war, lebte er bis zu seinem Tod 2011 sehr zurückgezogen in Grinzing.

Colloredogasse 31 – Villa von Thomas Hampson

Die Liegenschaft gehörte ursprünglich dem Gersthofer Weinhauer Karl Ruhrhofer, der sie an seine Tochter Josefine und deren Gatten, den späteren Bezirksvorsteher von Währing, Anton Baumann, überschrieb. Die Villa wurde erst 1898/99 vom nächsten Eigentümer nach Plänen des Architekten Ludwig Schmidl errichtet. In den 1990er Jahren wurde sie massiv umgebaut.
Bis vor wenigen Jahren war der amerikanische Bariton Thomas Hampson (geboren 1955) Mitbesitzer der Villa. Er hatte hier sein Sekretariat und eine Sammlung von 17.000 CDs. Hampsons Repertoire umfasst Titel- und Hauptpartien aus Opern von Mozart, Verdi und Tschaikowsky ebenso wie aus Werken von Gluck, Wagner, Massenet, Strauss, Busoni und Szymanowski. Besonders bekannt ist Thomas Hampson als Interpret der großen Tradition des Kunstliedes (Schubert, Schumann, Wolf), wie auch von unbekannteren Werken der Lied-Geschichte (z. B. von Barber, Berlioz, Copland, Ives, Meyerbeer) und von den Orchester- und Klavierliedern Gustav Mahlers. Im Herbst 2003 hat er die Hampson Foundation ins Leben gerufen. Er ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music und wurde mit diversen internationalen Preisen, u. a. mit dem Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres, ausgezeichnet.

Colloredogasse 30 – Villa von Arik Brauer

Der „singende Maler“ Arik Brauer (geboren 1929 in Wien) hat die Villa Colloredogasse 30 aufwendig renoviert und dort ein unterirdisches Privatmuseum für seine Werke geschaffen.
Gleich nach dem Krieg studierte Brauer bis 1951 an der Akademie der Bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. Während dieser Zeit gründete er mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Ab 1947 studierte er zusätzlich Gesang an der Musikschule der Stadt Wien. Zwischen 1951 und 1954 reiste er mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika – eine Erfahrung, die er später im Lied „Reise nach Afrika“ verarbeitet hat. 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 als Tänzer im Raimundtheater in Wien auf. Ihren Höhepunkt erreichte Brauers Gesangskarriere in den 1970er Jahren. 1986 bis 1997 war Arik Brauer außerdem ordentlicher Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.
Typisch für sein künstlerisches Werk sind farbenfrohe Flächen, detaillierte Kleinarbeit und die Einbindung aktueller politischer Ereignisse in Bilder mit traum- und märchenhafter Atmosphäre. Deutlich erkennbar sind Einflüsse von Pieter Brueghel dem Älteren sowie orientalischer Miniaturmalerei.

Cottagegasse 37 – Villa von Felix Salten

Felix Salten (1869 bis 1945) mietete die Villa Cottagegasse 37 ab dem Jahr 1909 und lebte dort bis zu seiner Emigration im Jahr 1938.
Salten, eigentlich Siegmund Salzmann, war ein österreichisch-ungarischer Schriftsteller und wurde durch seine Tiergeschichte „Bambi, eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ (1923) weltbekannt. „Josefine Mutzenbacher, die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt“ stammt ebenfalls von ihm und erschien 1906 anonym. Er arbeitete als Redakteur für verschiedene Zeitungen, unter anderem für die Neue Freie Presse. Salten war ein Bewunderer Theodor Herzls und schrieb 1899/1900 einige Artikel für Herzls Zeitschrift „Die Welt“. 1927 übernahm Salten von Arthur Schnitzler für kurze Zeit die Präsidentschaft des österreichischen P.E.N.-Clubs.
1902 heiratete er die Burgschauspielerin Ottilie Metzel, mit der er zwei Kinder bekam. Ab dieser Zeit nahm auch das Thema Ehe in seinen Novellen und Theaterstücken einen wichtigen Platz ein, zum Beispiel in seinem Romanzyklus „Künstlerfrauen“.

Cottagegasse 50/Colloredogasse 24 – „Gutmann-Villa“

Die Villa des „Kohlenbarons“ Max Ritter von Gutmann wurde 1886 vom Architekturbüro des Cottage Vereins unter der Leitung von Carl Ritter von Borkowski gebaut und später vom Architekten Max von Ferstel in mehreren Phasen erweitert.
Die angesehenen jüdischen Familien der Brüder Wilhelm Wolf Isaak Gutmann (1826 bis 1895) und David Gutmann (1834 bis 1912) hatten sich zu Beginn der 1850er Jahre im damals aufstrebenden Kohlegeschäft etabliert und waren mit ihrer Firma „Gebrüder Gutmann“ durch Förderung und Vertrieb von Kohle sehr rasch zu einem der bedeutendsten Unternehmen in dieser Branche geworden. Max Gutmann, der älteste Sohn von Wilhelm, heiratete Emilie Hartmann, die Tochter des Schauspielerehepaars Hartmann (damals wohnhaft Sternwartestraße 55). Unter ihrem Namen wurde die Villa 1896 erworben.
In der Villa der Gutmanns verkehrten zahlreiche Künstler, unter ihnen beispielsweise Johannes Brahms, Josef Joachim und Hugo Thimig.

Hasenauerstraße 29 – Villa von Emmerich Kálmán

Dieses prunkvolle, vom Architekten Heinz Rollig entworfene und 1909 gebaute Haus ist ein Beispiel für das Genre des Wiener Villenbaus in der Übergangszeit des späten Historismus zum Jugendstil. Es hatte mehrere Eigentümer, bevor es Emmerich Kálmán im Jahr 1934 erwarb. Er wohnte dort bis zu seiner Emigration 1938. 1970 wurde der Villa ein moderner Anbau hinzugefügt. Heutzutage befinden sich darin ein Studentenheim und ein Kulturzentrum, die von Opus Dei betreut werden.
Emmerich Kálmán (1882 bis 1953) wurde in Siófok, Ungarn, als Imre Koppstein geboren, studierte in Budapest Jus und Komposition (u. a. war dort Bela Bartok sein Kommilitone) und zog 1908 nach Wien. Bereits 1907 erhielt er den Franz-Joseph-Preis der Stadt Budapest. Sein Werk umfasst insgesamt 23 Operetten. Werke wie „Die Csárdásfürstin“ (1915), „Gräfin Mariza“ (1924) und „Die Zirkusprinzessin“ (1926) machten ihn zu einem der berühmtesten Operetten-Komponisten. Zusammen mit Franz Lehár und anderen war er einer der Begründer der Silbernen Operettenära.
Ein Tipp: Versuchen Sie unbedingt auch in den Garten der Villa zu gehen.